Holland 2025

August bis September: unsere ganz persönlichen Erfahrungen

Mehrere Anlässe (Zocker-Ausflug, Treffen mit Martina & Michael) motivierten uns für eine dreiwöchige Reise durch die Niederlande. Zwei Mini-Campings (Veenedamm / Winterswijk und Voortsweide / Veluwe), ein Touristencamp neben Den Haag (Strandpark Vlugtenburg) und ein „Sportcamp“ in Castricum (de Voetel) konnten wir buchen. Trotz einer Rundreise kamen insges. nur 670 km mit dem Wohnmobil zusammen. Auf den Rädern durchquerten wir zusätzlich ca. 600 km im Umfeld der Stellplätze. Meistens kamen so 40 – 70 km am Tag zusammen.

Unsere Reiseroute von A Winterswijk über B Nijkerk, C Gravenzande nach D Castricum-Limmen

Die verschiedenen Anlässe ergaben sich im Laufe des Jahres. Unsere Männer-Zocker-Truppe, die einmal jährlich auf Klausur geht, hatte sich für einen Aufenthalt an der holl. Nordsee entschieden. Keine weite Anfahrt, zum Monatswechsel Aug/Sept noch mit einigermaßen Wetter. Dort war schnell ein passend großes Haus auf einem typischen Touristencamp gefunden (Strandpark Vlugtenburg zwischen Hoek van Holland und Den Haag). Im Anschluss kamen Martina & Michael auf den gleichen Platz, in einem Safarizelt.

Großzügiges FH mit 4 Zimmern und drei Bäder, sogar kpl. behindertengerecht und Komfort-Safari-Zelt

An dieser Stelle sei mir ein Hinweis erlaubt: inzwischen bauen die „Touri-Camps“ europaweit sog. „Chalets“, Glampingzelte u. a. feste Häuser auf ihre Grundstücke, zulasten der echten Stellflächen für Camper. Bringt mehr Geld bei weniger Pflegeaufwand. Und so fühlen wir uns dann „eingepfercht“, auf vernachlässigten Plätzen mit schlimmer Camping-Infrastrukur zwischen den tollsten Unterkünften. Der Gang der Zeit. Und wieder ein Beispiel, dass nicht alles, was geht auch am Ende des Tages gut ist. Aber dafür waren wir auf drei anderen Plätzen, die noch wirklich gutes und reines Campingerlebnis bieten.

Strandpark Vlugtenburg, ein paar Caravanflächen zwischen hunderten Mietobjekten, halt zweckmäßig

Die ca. 18 Mio. Einwohner bilden das dichtbesiedelste Land in Europa. Eigentlich unglaublich! Wenn man von Deutschland in Holland rein fährt, egal ob im Westen (Venlo, Winterswijk, Arnhem) oder von Süden (Mastricht), sieht man am Wegesrand Dörfer, sehr viel Landschaft mit Weiden, Feldern und Wäldern und hier und da Industriegebiete, und die sind mit ihrer vielfältigen und fantasievollen Architektur ein wahrer Hingucker. Hochhäuser und dicht verbaute Siedlungen gibt es so gut wie nicht. Ok, die meisten Niederländer leben im Dreieck Rotterdam, Amsterdam, Den Haag. Und da stehen natürlich Hochhäuser. Auf jeden Fall ein erstaunlicher und äußerst beruhigender Anblick. Der wird dann getoppt von einem nahezu grandiosen Straßenzustand. Da fahren die gleichen Kfz in gleicher Anzahl auf der holprigen deutschen Highspeed-Bahn über die Grenze auf die mit max. 100 km/h begrenzte Autobahn – und siehe da, alles tippi-toppi. Staus: Fehlanzeige. Ok, mal geht es etwas langsamer voran, aber durch die Geschwindigkeitsregelungen geht’s schnell wieder normal weiter. Deutsche Verkehrsbeeinflussungsanlagen kommen da regelmäßig nicht mit. Wer hält sich schon an die reduzierten Geschwindigkeiten, wenn es doch noch läuft … zumindest die nächsten paar Meter. Da sind die Holländer mit ihren hohen Strafen (10 km/h = 80 €, Handy = 370 €) schon so weit, dass die Kfz-Lenker lieber mal bei den Vorgaben bleiben, zumal die Überwachungsanlagen sehr kreativ aufgebaut sind und der Datenschutz hinter dem Opferschutz anstehen muss.

typische kleine Yachthäfen (Spakenburg am Eemmeer zwischen Ijssel- und Veluwemeer)

Baustellen sind ebenso wenig zu finden wie Hochhäuser. Wo bei uns manche Baustellen alle Jahre wieder durchfahren werden, müssen die holl. Straßenbauer in 3 Wochen fertig sein, ansonsten drohen empfindliche Strafen. Da werden natürlich alle Ressourcen in diese Baustelle gesteckt, während bei uns manchmal der Eindruck entsteht, die Bezahlung der Arbeit wird an der Dauer der Baustelle angelehnt.

So gut wie die Straßen im gesamten Land ist die Sauberkeit. Müll an den Straßenrändern, Graffitti bzw. Schmierereien an öffentlichen Bauwerken, Defekte an den Einrichtungen? Negativ. Aber man sieht regelmäßig Menschen an den Straßenrändern, in greller Schutzkleidung bei Säuberungsmaßnahmen. Das kommt bei uns ja auch eher sehr selten vor. Insgesamt entsteht damit ein sehr aufgeräumtes, gepflegtes und so richtig anheimelndes Bild zum Genießen.

typisches holl. Dorf – viel Platz für Fußgänger und Radler, dadurch weniger Autos

In dieser ordentlichen und sauberen Umgebung sind wir überwiegend auf genau solche Menschen gestoßen. Menschen, die anderen dienen. Überall zu sehen, in öffentlichen Bereichen, wo nicht ein griesgrämiger rumwerkelt, sondern gleich mehrere gut gelaunte Arbeiter die Sache zu Ende bringen. Im Service, wo wir immer sehr freundlich und zuvorkommend bedient wurden, auch wenn es nur um ein Bier ging. Keine schlechte Laune, keine ablehnden Gesten, im Gegenteil.

Und natürlich überall und immer Radler, als Familie mit Kindern, zum Einkaufen, zur Arbeit, zur Schule. Allein im Umfeld von Castricum drei größere Schulen, an denen 1.500, 1.800 und 2.000 Fahrräder geparkt werden. Keine (!) Elterntaxis. Allerdings auf Straßen und Wegen, auf denen die Radler unter sich sind, weg von den Autostraßen und getrennt von den Fußgängern. Wo bei uns am Kreisverkehr der Radweg endet und die Radler in den fließenden Autoverkehr geleitet werden, fahren wir hier auf eigenen Spuren, mit übersichtlicher Vorfahrtregelung um den Kreis herum. Einfach fantastisch. So kriegt man die Leute weg vom Auto, weil man innerstädtisch regelmäßg schneller radelt. Natürlich funktioniert das nur ohne Benachteiligung der Zweiräder, so wie das in unserer Autostadt regelmäßig üblich ist. Straßenseite wechseln, unendlich auf Grün warten, Umwege in Kauf nehmen … das gehört in den Niederlanden der Vergangenheit an.

frei rumlaufende Hochlandrinder im Dünenreservat bei Castricum

und frei laufende Pferde in den Dünen bei Bergen

Marina und ich starteten vor dem Treffen an der Nordsee hinter der niederl. Grenze bei Winterswijk auf einem Bauernhof-Camping. Die Landschaft rundherum zeichnet sich durch einen sehr gelungenen, harmonischen Mix von Landwirtschaft und „landscape“ (wilde Wiesen, Wälder, Biotope) aus. Radwege führen mitten durch, sogar in den Wäldern wurden hervorragende Routen weit ab vom übrigen Verkehr angelegt. Für uns ein fast unerschöpfliches Eldorado zum Radeln und Schauen (= Genießen).

Unser 1. Minicamp Veenedamm am Bauernhof in Winterswijk – sehr ruhig, sehr sauber, mit gemütlichem Café

Was zusätzlich auffällt: überall gibt es Cafes, Kneipen, Restaurants und nicht zu vergessen die Strandpavillions. Nicht nur am Abend, sondern den gesamten Tag über kann man gerne vielfältig einkehren. Und das machen die Holländer gerne und ausgiebig, trotz der doch robusten Preise. Aber so lassen sich auch Einkommen für die Menschen im Service generieren. Da sollte man sogar innerhalb der Woche besser für abends einen Tisch vorbestellen, ansonsten muss man was anderes suchen.

Natürlich ist das für die Einwohner alles selbstverständlich. Für uns Wattenscheider Ruhrpottler waren die Unterschiede zwischen beiden Ländern aber deutlich sichtbar und spürbar. Vermutlich sind wir nicht allein mit diesen Gedanken, weil der Tourismus fast überall im Land als wichtiger Faktor dient.

unsere tägliche Fischbude am Europort, schnell mit Rad durch die Dünen zu erreichen