Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit ein Starkregen-Ereignis die Eifel überzogen hat und eine mächtige Flutwelle durch die Täler geschossen ist. Die Bilder von den damaligen Zerstörungen haben sich in unsere Köpfe eingebrannt. Inzwischen, so die Touristikvereine, ist einiges repariert und viele geöffnete Geschäfte, Gastro- und andere Unternehmen freuen sich über Gäste. Wir sind dem Ruf gefolgt und haben in Ahrbrück den renovierten Campingplatz „Denntal“ gefunden. Er liegt eigentlich idyllisch an dem ganz, ganz kleinen Dennbach, der ein paar Kilometer weiter in die Ahr mündet.
Dieses wirklich winzige Bächlein soll auf seinem Weg ganze Häuser verwüstet haben? Bei unserer Ankunft am So., 15. August, konnten wir das Ausmaß noch nicht so recht überblicken, geschweige denn glauben. Als wir am nächsten Tag mit den Fahrrädern zum Ahrtalradweg unterwegs waren, bekamen wir einen richtigen Schock. Am Dennbach war kaum ein Haus verschont, neue Fassaden, Fenster, Türen und Vorgärten zeugten von den Schäden; aber immerhin blieben diese Häuser stehen, waren vermutlich nicht gänzlich unbewohnbar und deshalb schon wieder recht ansehnlich fertig.
Am Ahrtalradweg erwartete uns dann das ganze Ausmaß der Schäden, die für uns wahnsinnig und wuchtig erschienen. Straßen und Wege kaum zu erkennen, Brücken teilweise nur als Fragmente erkennbar (wobei die alten Gewölbebrücken wohl als einzige Stand gehalten haben), ob da mal Gebäude standen? Riesig Schuttberge und klar, gute Anzeichen, dass da schon sehr viel Arbeit geleistet wurde. Allerdings wird es noch eine gute Zeit brauchen, bis der Radweg wieder befahrbar sein wird. Auf dem Weg nach Süden war immer noch die Hauptverkehrsverbindung, die B 257 nach Adenau, im Ortsbereich Hönningen gesperrt. Der gesamte Verkehr, incl. Lkw und Radler, quengelt sich durch den alten Ortsbereich, zum Glück mit Ampel geregeltem Einbahnverkehr, dadurch aber um so zähfließender.
Am nächsten Tag sind wir dann Radstrecken über die Berge gefolgt, um das Ahrtal auszulassen. Ok, die 40 km-Runde über Bad Neuenahr / Ahrweiler brachte dann auch ca. 700 Höhenmeter mit, komplettiert durch sehr losen und sehr groben Schotter, der von uns und den Rädern alles an verfügbaren Ressourcen abverlangte. Und war der erste steile Anstieg über mehr als 3 km geschafft, kam eine ähnliche Abfahrt, die sich dann als noch schlimmer herausstellte.
Als wir dann die Ahr in Bad Neuenahr überquerten, kam der nächste Schocker. Die Häuser, die in dem eigentlich schönen Ort im Tal lagen, waren dermaßen zerstört, dass noch kaum eins davon in bewohnbarem Zustand war. Manche waren völlig weg, manche standen als Ruine, die meisten waren Objekte der Kernsanierung. Damit hätten wir nicht gerechnet. Wobei es eigentlich klar war (so nach einigem Nachdenken), das kann noch gar nicht fertig sein. Trotz der immensen Maloche fehlt es ja dort auch … an Material, an Handwerkern, an Planern und Verwaltung, und sicher auch am Geld.
Auf dem Weg über die Berge auf der anderen Ahrseite fuhren wir idyllisch durch Weinberge, hoch über dem Tal. Und da war wieder das Gefühl, das alles in Ordnung sei. Und hoch in den Hügeln stießen wir auf das Weingut „Försterhof“, so einzigartig und toll im Hundertwasser-Stil errichtet, da mussten wir einfach rein.
Wir waren dort, zur Mittagszeit, die einzigen Gäste. Und da wurde klar, JA, die Leute hier haben andere Sorgen und die Feriengäste sind noch nicht da. Aber wird durften es genießen und haben auch zwei Flaschen auf den Rädern mitgenommen. Da werden wir zuhause beim Öffnen sicher dran denken …
Auf der weiteren Fahrt über die Berge verdichtete sich das düstere Bild. Überall im Tal Zerstörung, die zwar im groben schon recht gut beseitigt scheint, aber bei genauem Hinsehen: fast kein Haus bewohnbar, überall wird geackert, und oft haben wir die Wasserstände weit über dem Erdgeschoß erkennen können. Ganz grausam, wie die Natur dort eingeschlagen ist. Und überall Plakate und ähnliche Bilder mit „Danke an alle Helfer“. Wir wissen jetzt, dass die Menschen dort noch sehr lange mit den Mängeln und den Eindrücken leben müssen, die hier bei uns längs vergessen sind, auch weil sich andere Katastrophen in den Vordergrund schieben. Aufgrund dieser wirklich deprimierenden Erlebnisse haben wir unseren Aufenthalt auch um einen Tag verkürzt. Es hat uns schon sehr mitgenommen …
Am letzten Tag haben wir dann doch lieber eine kleine Bergtour gemacht und das Steinerberghaus auf der Höhe von 570 m besucht.
Sehr urig, sehr idyllisch, aber durch die Trockenheit gebeutelt: überall braunes Gestrüpp, überall Hinweise auf die hohe Feuergefahr. Das musste ich twittern:
Aufgrund dieser wirklich deprimierenden Erlebnisse haben wir unseren Aufenthalt auch um einen Tag verkürzt. Es hat uns schon sehr mitgenommen …