25. April 2021: Bundesnotbremse als Gesetz in Kraft
Vor Wochen hatten die MP*innen das kollektiv beschlossen, anschließend interpretierten alle diese eigenen Beschlüsse auf ihre eigene Art … und so passierte nix, rein gar nix! Doch, klar, die Werte stiegen und allen Unkenrufen der CovidIdioten zum Trotz, es stiegen auch die Intensiv-Versorgten. So weit, dass heute die ersten Patienten aus Köln ausgeflogen werden mussten, weil kein Bett mehr frei war. Bochum wollte schon unterhalb der fraglichen 7-Tage-Inzidenz weiter runterfahren, weil auch bei uns die freien Kapazitäten auf den Intensivstationen schon unter 10 % gesunken waren, aber die Düsseldorfer Landesregierung hat das verboten. Nun also per Gesetz, weil Frau Kanzlerin sich das egomane Gehabe der Landes-Obleute nicht mehr weiter anschauen wollte. Eine Ergänzung im Infektionsschutzgesetz, in den vorgesehenen Lesungen und unsäglichen Doof-Diskussionen (ganz vorne natürlich die AfD, nur dünn dahinter die Neoliberalen der FDP) durch den Bundestag gepeitscht, anschl. im Bundesrat, dann vom BuPräsidenten verkündet und so mit mehr als 2 Wochen Verzögerung ab diesem WoEnde in Kraft. Natürlich hatten wir alle gehofft, dass Ende April / Anfang Mai irgendwie ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Warum das bei unseren hock-karätigen Politikern keine Chance hat, schreibt ein Arzt direkt von der Front in einen kleine Aufsatz, den ich unten mal in einem Absatz einfüge („Doktor FreakOut„, Arzt und leidenschaftlicher Notfall- und Intensivmediziner):
„Ich bin es einfach leid, nach 14 Monaten Pandemie mich immer noch über Basics aufregen zu müssen. Gestern im Marktkauf: Drei Kassierer*innen saßen komplett ohne Maske an der Kasse, eine mit Pimmelmaske und nur einer mit korrekt getragen. Die Arbeitgeber sind im neuen #Infektionsschutzgesetz mal wieder weitestgehend unbehelligt geblieben.
In den Länderverordnungen wurde die Tatsache der hauptsächlichen Verbreitung der Viren über Aerosole weitestgehend ignoriert. Nach wie vor gilt etwas Plexiglas als ausreichender Schutz. Aber Hauptsache Ausgangssperren zwischen 22 und 5 Uhr. Nämlich dann, wenn die Geschäfte alle zu haben und die meisten Firmen und Betriebe auch. Merkt ihr was? Warum keine zwischen 20 und 8 Uhr?
Genauso wie die Inzidnez, ab der auf Distanzunterricht umgestellt werden muss: 165. Völlig willkürlich, dass war die bundesweite Inzidenz an dem Tag, als das beschlossen wurde. Warum werden eigentlich Schüler der Abschlussklassen ab 16 nicht impfpriorisiert? #Biontech ist ab 16 Jahren zugelassen. Man könnte dann alle Schüler ab 16 wieder in den normalen Unterricht schicken.
Viele mögliche Maßnahmen, die letztlich unter dem kleinsten gemeinsamen Nenner alle sterben. Gestern hörte ich im Radio, dass der VW Konzern Werke schließt und Mitarbeiter in die Kurzarbeit schickt, weil Elektronikbauteile nicht lieferbar sind. Wie einfach das plötzlich möglich ist. Warum dann keine kurzen harten Lockdown, idealerweise sogar europaweit?
Ehrlich, wir werden doch alle verarscht. Auf Kosten der Wirtschaftszweige ohne Lobby. Auf Kosten des medizinischen Personals. Auf Kosten der Kinder. Die Gefahren des Virus sind real, doch es werden immer wieder die falschen Entscheidungen getroffen, die wenigen nützen und vielen schaden. Ja, die Kliniken sind überlastet. Aber gar nicht mal wegen der zunehmenden Patientenzahl mit Covid-19. Sondern weil das Elektivprogramm gnadenlos weiterläuft. Die Kliniken sind finanziell am Limit und ohne das Tagesgeschäft gehen sie schlicht pleite. Die ITS ist rappelvoll, aber nur ein Viertel davon sind Covid-Patienten. Die allerdings verursachen Arbeit und Aufwand für eine doppelte Anzahl und bestimmt vierfache Kosten an Material und Personal. Diese Schieflage besteht seit Monaten. Grund ist, dass der Bund und die Länder im Gegensatz zur ersten Welle diese Kosten nicht mehr adäquat ausgleichen. Darüber redet niemand. Dass Häuser im Zuge der Pandemiebekämpfung pleite gehen werden, ist Fakt. Und politisch gewollt. In den Augen vieler, auch vieler Mediziner im übrigen, gibt es immer noch zuviele Krankenhäuser.
Doch zurück zum Ausgangsthema: In dieser Gemengelage unzähliger politischer (bewusster) „Fehlentscheidungen“ sehe ich dann im hunderttausendfache Incompliance der Bevölkerung und der Arbeitgeber. Einfachste Regeln wie das Masketragen werden einfach nicht umgesetzt. Aus vielerlei Gründen und oftmals aus einem: Weil man es einfach nicht möchte. Und kommt mir bitte nicht mit mangelndem Verständnis. Die Regeln sind so simpel, die verstehe ich auch mit einem Hauptschulabschluss oder einer wie auch immer gearteten kulturellen oder sprachlichen Barriere. Was meine persönliche Unzufriedenheit noch ein wenig mehr triggert, sind die ständigen und systematisch zu niedrigen Inzidenzwerte des RKI. Wie man die Inzidenzen richtig berechnet und darstellt, zeigt sehr schön @RadioBielefeld in ihren täglichen Coronastatistiken. Laut dem RKI ist Bielefeld heute ERSTMALIG mit der Inzidenz über 200. Laut Radio Bielefeld sind wir das seit über einer Woche. Und das zieht sich wie ein roter Faden seit Monaten durch. Die Daten des RKI hängen faktisch immer um ca. eine Woche hinterher. Warum ist das so? wieso sind wir nach über einem Jahr noch immer nicht in der Lage, verlässliche und tagesaktuelle Inzidenzwerte zu generieren?
Wieso können @risklayer und @RadioBielefeld das, aber nicht das @rki_de ? Es fällt mir ehrlicherweise ungemein schwer, da an einen Zufall zu glauben Zumal in allen Länderverordnungen und im neuen #Infektionsschutzgesetz stets die Zahlen des RKI als Indikator für Lockerungen oder Verschärfungen der Maßnahmen genannt werden. Das ist doch das mindeste, was man fordern darf: Verlässliche Daten! Und dazu gehört auch, dass Gesundheitsämter eben auch an den Wochenenden präsent sein müssen. Wieso gibt es keine Meldepflicht für tagesaktuelle Fallzahlen? Wieso erreicht man Freitagmittag ab 13 Uhr niemanden mehr auf dem Gesundheitsamt? Wieso hat das örtliche Labor am Wochenende geschlossen und testet die von mir persönlich in den Briefkasten geworfenen PCR Proben von Freitagnacht erst ab Montagmorgen? Wegen dieser ganzen Nachlässigkeiten kommen wir einfach nicht aus dem #Dauerlockdown raus. Wir lavieren uns von Coronawelle zu Coronawelle, von Intensivbett zu Intensivbett. Die Kollateralschäden dieser hundertausendfachen Arbeitsverweigerungen, dieser Incompliance breiter Bevölkerungsschichten, diese Inkompetenz der meisten Politiker sind noch nicht im Ansatz zu erahnen.
Kultur, Gastronomie, der halbe Mittelstand, Pflegekräfte, Ärzte, Soloselbstständige und und und…geopfert auf dem kapitalistischen Lobbyismusaltar. Meine Vermutung ist ja, dass die CDU den Wahlsieg ganz bewusst gar nicht anstrebt. Wenn @Abaerbock erstmal Kanzlerin ist, darf sie dann mit einer Insolvenz- und Arbeitslosenwelle nie dagewesenen Ausmasses fertig werden. Was vermutlich kaum zu stemmen ist. Vier Jahre später werden dann die Versager der CDU sagen: Seht her, die kann es eben nicht. And repeat. Da mir das alles so hoffnungslos erscheint und man ja auch nicht wirklich gegen diese Entwicklungen ankommt, bin ich ausnahmsweise mal sehr egoistisch und fordere maximale Impfpriviliegien. Damit wir Pflegekräfte und Mediziner wenigstens einen kleinen Benefit aus der ganzen Scheisse ziehen und uns abends zum Bierchen treffen können.“
Darüber hinaus hier ein toller Live-Bericht aus Köln (über „Tagesschau“) – lesenswert!
Auf jeden Fall sind wir immer noch gespannt, wie es weiter geht und voller Hoffnung, dass es bald besser wird, so dass von den wirklich Betroffenen noch recht viele überleben mögen!
21. April 2021: Es geht bergab
Leider nicht mit den Inzidenz-Zahlen. Bevor es an die Bekämpfung der Pandemie geht, muss erssma der Kanzlerkandidat in aufwändigen Verfahren und stundenlangen Erörterungen gekürt werden. Und dass die Notbremse (alles zu bei 100 – so die Vereinbarung von vor langer Zeit) jetzt über ein Gesetz als „Zwang“ für die Länder eingebracht werden muss, zeigt, worauf es den Politikern ankommt: Schulen auf, damit die Eltern in aller Ruhe produzieren und konsumieren können. Das alles findet gerade annähernd ungeregelt (mit vielen Einschränkungen auf freiwilliger Basis) statt. Die Intensivstationen sind inzwischen überall proppe-voll, im Ruhrgebiet sind gerade noch 10 % der Intensivbetten frei, in Bochum unter 10 %. So werden auch „normal Kranke“ aus den notwendigen und erforderlichen OP’s und Therapien ausgeschlossen … „auf Monate verschoben“. Alles lange von den Fachleuten vorhergesagt, aber das wollte natürlich keine/r hören. Und so wurschelt man weiter, diletantisch und klientel-orientiert. Die dabei anfallenden Toten und Long-Covid-Kranke dienen nicht als Abschreckung, unsere Verantwortlichen nehmen sie hin … schäbiger geht es wirklich nicht.
10. April 2021: Heilloses Durcheinander
Vor Ostern begab es sich, dass …
ok, keine biblische Geschichte an dieser Stelle. Aber was ähnliches. Auf meine Mail ans Impfzentrum „Hey Leute, wenn keiner AstraZeneca will, ruft mich an!“ kam eine Antwort – ja, wirklich – total unerwartet, weil auf dem Gebiet wirklich absolutes Chaos herrschte. Aber gut, über Ostern konnten sich alle Bochumer*innen zwischen 60 und 69 Jahren (ca. 45.000 Büger*innen) für die ca. 8.000 Impfdosen (als Rückläufer wegen den „Hirn-Venen-Thrombosen“ bei den unter 60jährigen) bewerben. Gut, nach stundenlangen Versuchen auf allen Kanälen (Internet, Telefonhotlines) kam ich durch und konnte mir einen Termin für den 6. April (!) im Imfpzentrum im RuhrCongress sichern. Marina wollte nicht, wegen der Nebenwirkungen, insbes. bei Frauen (klar, waren halt viel mehr Frauen in der Priorisierung) und erstmal auf BionTech warten. Als ich dann den Termin hatte, wollte sie dann doch mit. Aber da ging gar nichts mehr. Ein paar Stunden nach der Öffnung der Buchungsportale waren die 8.000 Impfungen weg. Aber dann die frohe Botschaft: wenn die Ehegatten mit kämen, würden sie voraussichtlch auch mit geimpft. Tja, und so haben wir nun beiden unsere 1. Impfung erhalten. Nach 12 Wochen kommt die 2. Impfung und 14 Tage später sind wir dann komplett imunisiert. Inzwischen haben entsprechende Studien belegt, dass die Impfungen einen Schutz vor Ansteckungen (aktiv wie passiv) bewirken. Ebenso geht der Weg wohl in die Richtung, dass durchgeimpfte Personen den gleichen Status erhalten wie „negativ getestete“, sogar ohne Quarantäne-Vorschriften. Damit haben wir für uns den Grundstein gelegt, dass es ab Mitte Juli wieder einigermaßen normal werden wird. Natürlich werden die Einschränkungen auch dann weitergehen, weil noch einige Mio. Bürger*innen in Deutschland und mehr als 200.000 Bochumer*innen noch auf dem Impfweg sind, so dass eine Herdenimmunität mit einem normalen Leben frühestens Ende des Jahres eintreten kann (wenn bis dahin nicht noch weitere Fallstricke wie Lieferverzug von Impfdosen, weitere Mutanten o.ä. auftauchen).
Und an der Front der Verantwortlichen ergeben sich immer mehr Zerfransungen. Jede/r macht, was sie/er will – und alle machen mit! Einige Länder bremsen (zumindest als Lippenbekenntnis) andere verstehen die vorgeschriebene Notbremse als Aufforderung zum Vollgas (Lockerungen und Öffnungen unter der Flagge „Wirtschaft first“). Na klar, in einer auto-orientierten Gesellschaft gibt es kein Limit – Punkt –
Aber das interessiert das Covid-19-Virus einen Scheiß. Jeden Tag, an dem nichts zur Eindämmung passiert, gibt es einen starken Anstieg der Infektionszahlen, die Krankenhäuser laufen mit einem angemessenen Zeitverzug (Inkubationszeit) voll, eine volle Belegung der Intensivstationen wird für sehr bald erwartet, die Zahl der Todesfälle geht ebenfalls steil nach oben. Und durch die immer jünger werdenden Patienten gibt es ein weiteres PuzzleTeilchen, was den „worst case“ näher und immer schneller näher kommen lässt: Die Verweildauer von jungen Menschen ist viel länger als die der damals älteren; was vielleicht auch an den Mutationen liegen mag. Insofern sind die Zahlenspiele auch denersten beiden Wellen Makulatur und alle müssten wissen: die Mutationen bewirken eine Verschlimmerung und eben keine Verbesserungen.
Und was machen unsere Verantwortlichen?
Nichts – nada – niente – null – NIX!
- Die für den 12. April anberaumte MPK mit der Kanzlerin zur Bewertung der Lage und zum Beschluss neuer und alter Maßnahmen wurde ersatzlos (!) gestrichen.
- Jeder wurschtelt für sich hin,
- und die Menschen fahren in Tagesausflügen dorthin, wo am meisten gelockert wurde. Und dass das alles total corona-konform und ohne Risiko läuft, so die großmäulige Propaganda (Kriegs- und Nazi-Wort, aber total passend), zeigt Tübingen eindrucksvoll. Mit einer Inzidenz von 19 in die Öffnung für alle (nicht nur für die eigenen Bürger*innen) gestartet, kam nach wenigen Tagen bei einer Inzidenz von 89 der STOPP.
- Die Schüler*innen, die 2 Wochen vor Ostern noch ohne Tests in die Klassen geprügelt wurden, werden nach Ostern wieder in das Home-Schooling geschickt. Zu groß die Gefahr, dass die 3. Welle zu einer Superwelle mutiert.
- Dafür wurde aber zig NRW-Kommunen erlaubt, eine Art „Modell Tübingen“ einzuführen – nicht zu fassen!
- Die Wirtschaft muss laufen, egal wie.
- In vielen Schulen gibt es heute (!), im 14. Monat der Pandemie, immer noch kein WLAN. die Lehrer fahren dann schnell vom geteilten Präsenzunterricht nach Hause, um von dort die andere Hälfte der Schüler*innen im Homeschooling zu halten. Wo ist hier das Problem, Leute ????
- Und die täglichen Verlautbarungen aus den Chefetagen der Wirtschaftsverbände sind so was zum kotzen … sie werden genauso täglich der Lügen überführt, aber das interessiert die Aufsicht nicht. Wenn so ein Chef sagt, sein Laden ist sauber, dann ist das so (als Polizist bin ich bei solchen Aussagen meiner Kunden immer besonders kontrollwütig geworden).